Organspende

Werde ich als potenzieller Organspender schlechter versorgt?

Diese Frage hören wir im Zusammenhang mit dem Thema Organspende leider häufiger und haben hierzu nun ein paar Expertenstimmen gesammelt.

 

Vorab sei erwähnt, dass behandelnde Ärztinnen und Ärzte immer ihr
Bestmögliches tun werden, um das Leben ihrer Patientinnen und Patienten zu
retten. Nicht zuletzt durch die Verpflichtung auf die Berufsordnung der
Ärztekammer, die ihren Ursprung im hippokratischen Eid findet. Dabei hat das
Wohl der ihnen anvertrauten Menschen immer oberste Priorität. Ethische
Grundsätze wie diese sind im Berufsbild von Ärztinnen und Ärzten tief
verankert.

 

Dr. Hilal Yahya ist Oberarzt der Neurochirurgie am Evangelischen Krankenhaus
Duisburg-Nord und bereits seit 15 Jahren als Transplantationsbeauftragter
tätig.

 

Manche Menschen fürchten, als potenzielle Organspender medizinisch
schlechter versorgt zu werden. Was sagt unser Mediziner dazu?

„Genau das Gegenteil ist der Fall“, erklärt Dr. Hilal Yahya. „Wenn ich
Organspender bin, beginnt eine viel intensivere Behandlung, da die Organe in
einem Zustand gehalten werden müssen, der eine Transplantation überhaupt noch
erlaubt. Die Sorge, dass man nicht oder weniger gut behandelt wird, um an
Organe zu kommen, ist also unbegründet. Es ist so: Organspender = mehr
Intensivmedizin, kein Organspender = weniger Intensivmedizin.“

 

Voraussetzung für eine Organspende ist zum einen die Zustimmung zur
Organspende und zum anderen die Feststellung des Hirntods, also des unumkehrbaren
Ausfalls der gesamten Hirnfunktionen.

 

Was heißt nun in diesem Zusammenhang „weniger oder mehr Intensivmedizin“ und
was hat es mit der Hirntod-Diagnostik auf sich? Immer wieder kursieren rund um
das Thema Hirntod Spekulationen, die für Verunsicherung sorgen.

„Manche glauben ja, man könnte noch mal aufwachen. Es gibt in der Geschichte der Medizin aber keinen einzigen Fall, in dem ein Mensch nach der Diagnose Hirntod wieder aufgewacht ist. Hirntod bedeutet, dass das Gehirn seine Funktionsfähigkeit für immer verloren hat. Das ist irreversibel, also nicht umkehrbar“, so Dr. Yahya.

Als Transplantationsbeauftragter kümmert Dr. Hilal Yahya sich intensiv um Menschen mit einer schweren Hirnschädigung, bei denen ein tödlicher Verlauf absehbar ist oder bereits der Verdacht auf Hirntod besteht. In die Prozesse der Organentnahme und Transplantation ist er jedoch nicht involviert.

Dr. Hilal Yahya im Video-Interview mit den Lebensrittern:

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Weitere interessante Einblicke aus seinem Berufsalltag teilt er im Gespräch mit den Lebensrittern.

Warum die Sorge einer schlechteren Behandlung im Ernstfall unbegründet ist,
erläutert auch Daniel Schrader, Organspendekoordinator an der Uniklinik
Düsseldorf (im Video ab Min. 3:30):

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„Organspende wird erst dann zum Thema, wenn klar ist, dass man dem Patienten mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nicht mehr helfen kann und dass es keine Hoffnung auf Heilung gibt. Und hier entscheidet auch nicht ein Arzt allein“, erklärt Daniel Schrader. „Wenn keine Organspende gewünscht ist, werden die Intensivmaßnahmen beendet. Um aber zum Beispiel eine Hirntoddiagnostik durchführen zu können, müssen die intensivmedizinischen Maßnahmen sogar länger fortgeführt werden.“

In seiner Funktion als Organspendekoordinator führt Daniel Schrader unter anderem Gespräche mit Angehörigen und sensibilisiert die Mitarbeitenden der Klinik für das wichtige Thema. Organspende sei zwar noch immer ein seltenes Ereignis, im Ernstfall erfordere der Organspendeprozess jedoch eine professionelle Organisation. Wie komplex die Abläufe sind und welche Herausforderungen die Arbeit eines Organspendekoordinators mit sich bringen, erklärt Daniel Schrader im Interview.

Weitere Fragen und Antworten rund um das Thema Organspende gibt es in unserem Artikel Organspende: FAQ.